Das Haus

Von weitherum sichtbar steht das in strahlend Weiss getünchte Gebäude der alten Herberge Weiss Kreuz ganz zuoberst im alten Dorfkern von Splügen. Wie aus einem Adlerhorst blickt es von hier aus unerschütterlich auf den Lauf der Zeit.

Über Splügen

Die Geschichte

Die Geschichte der alten Herberge Weiss Kreuz ist eng mit derjenigen des Splügenpasses verknüpft. Das um 840 als «cella in speluca» erwähnte Dorf Splügen gab dem Pass seinen Namen und verschiedene Funde weisen darauf hin, dass der Pass bereits in frühgeschichtlicher Zeit begangen wurde. So erscheint er beispielsweise in der römischen Strassenkarte, der «Tabula Peutingeriana» aus dem 3. Jahrhundert n.Chr und war eine der wichtigsten Säumerrouten von Nord nach Süd.

Luftaufnahme des Dorfkerns von Splügen mit dicht gedrängten Gebäuden mit weissen Fassaden und dunklen Ziegeldächern.Gerollte weisse Handtücher auf einer rustikalen Holzkomode.

Rast für Säumer und Pferde

Organisiert waren die Säumer in den Porten­genossen­schaften, die den Warentransport organisierten und für den Wegunterhalt sorgten. Splügen war damals ein wichtiger Übernachtungs- und Lagerort. Bis zu 400 Pferde stationierten pro Nacht im Dorf. Die grösste Säumerherberge war das «Weiss Kreuz», weches heute noch als einzige Unterkunft aus dieser Zeit erhalten ist.

Wo Goethe übernachtete

Das zwischen 1365 erbaute «Weiss Kreuz» bot den sogenannte Stracksäumern, unter anderem auch dem Lindauer Boten, eine einfache Unterkunft. Die Bezeichnung Stracksäumer führt auf das Wort «schnurstracks» zurück. Auch Johann Wolfgang von Goethe hat 1788 auf seiner zweiten Italienreise im «Weiss Kreuz» übernachtet. Im Mittelalter war die Unterkunft allerdings nicht sehr komfortabel. Man nächtigte nicht in bequemen Betten mit Federduvets, sondern auf harten Laub- oder Heusäcken. In den kleinen Betten ruhte man zudem halb sitzend, da man Angst hatte zu streben, wenn man sich flach hinlegte. Auch das Essen war sehr einfach: Es gab Mus, später auch Gerste und Dinkel.

Das Passdorf Splügen mit schneebedeckten Gebäuden und einem Berg im Hintergrund.
Ein Hotelzimmer im Dachgeschoss mit grossen Holzbalken, zwei Betten und einem modernen Waschbecken.Ein gemütliches Interieur aus Holz mit einer Vase auf einem Tisch, flankiert von rustikalen Stühlen.

Wiederaufbau

Beim grossen Dorfbrand von 1716 brannte auch die alte Herberge nieder. Damit die Säumer ihre Arbeit jedoch rasch wieder aufnehmen konnten, wurden die Susten der Portengenossenschaften bereits im selben Jahr wieder aufgebaut. Seine heutige Grundform erhielt das Weiss Kreuz 1717. Über Generationen hinweg wurde das Haus danach innerhalb der Eigentümerfamilien im Miteigentum weitervererbt. 

Die Alte Herberge
in der heutigen Zeit

Seit 1997 befindet sich das denkmalgeschützte Weiss Kreuz im Besitz von Hans Rudolf Luzi. Der aus dem Avers stammende Volkskundler ist unter anderem Stiftungsrat der Stiftung Baudenkmäler der Region Viamala. Er machte es sich zum Ziel, die alte Herberge sortfältig zu sanieren. Dabei stand der Erhalt der historischen Bausubstanz im Vordergrund. Zeitgenössische Architektur und moderne Materialien treffen dabei auf den Zeitgeist einer langen Geschichte. Im Jahr 2000 eröffnete Hans Rudol Luzi das Weiss Kreuz wieder als Hotel. Seither empfängt es Gäste aus aller Welt und ermöglicht ihnen einen Einblick in eine längst vergangene Zeit.